Jasmin Parapatits, fernweh – SEHNSUCHTSKÜCHE – heimweh

maudrich Verlag, Wien, 2016, 200 Seiten, 23.60 Euro
ISBN 978-3-99002-031-9
Vorgekostet

Die Dritte im Bunde, Jasmin Parapatits und ihre fernweh – SEHNSUCHTSKÜCHE – heimweh, spürt dem Fernweh in Reiseerinnerungen und kulinarisch nach. Die Autorin gesteht in der Einleitung, süchtig nach Ferne zu sein und mehrmals im Jahr zu verreisen. Dazu kommt eine weitere unstillbare Leidenschaft – das Kochen. Diese Süchte fusioniert Parapatits und bereist bekannte und abgeschiedene Weltgegenden, wohnt nach Möglichkeit bei Einheimischen, guckt unter die Kochtopfdeckel nach dem, was sich dort so zusammenbraut, und kocht das irgendwann nach. Natürlich nur Schmackhaftes. Diese Erlebnisse liegen nun, zwischen zwei Buchdeckel gepresst, als Reise-Lese-Kochbuch vor. Aus 25 Ländern stammen 52 Rezepte, wobei Indien zweimal vorkommt, denn der Norden unterscheidet sich vom Süden in punkto Küche wie Österreich und die Türkei. Na ja, fast! Dabei ist die Autorin nicht zu beneiden. Denn womit repräsentiert ein Land die ihr ureigene, nationale Kochkunst? Bayern mit der Weißwurst ist klar, aber Österreich? Tja, die Autorin fiel nicht auf das Klischee von Nationalgerichten herein, China bspw. mit einer Pekingente abzuspeisen oder Italien mit einer Pizza Margherita usw. Nein, sie wählte mit Bedacht und gut aus. In China hat das Schwein in der Küche eine herausragende Bedeutung. Deshalb ist naheliegend, ein Rezept wie Wan Tan, das sind Teigtaschen, in diesem Fall mit Schweinehackfleisch-Pilz-Füllung, auszuwählen. Und Mooncakes, die seit Jahrhunderten im Herbst zum Mondfest gegessen werden. Hier wäre noch ein Hinweis auf die herzhafte Form möglich gewesen. Denn die Autorin ergänzt immer wieder Rezepte mit weiteren Details, die im Kontext von Geschichte und sozialem Alltag des jeweiligen Landes stehen. In ihren reizvollen Beschreibungen von Erlebnissen, von Armut und Reichtum, von Abgeschiedenheit und Überflutung der Landschaften und Städte, von Begnungen mit Menschen liegt etwa Verführerisches, fast eine Verschwörung zum gemeinsamen Entdecken und Staunen. Besonders ins Auge stechen dabei die bildschönen Fotos. Ich spüre auch, wo sich die Autorin besonders wohl fühlte: Kuba etwa, wenn sie schreibt, dass die Dame des Hauses ihr einen himmlischen Flan gleich zweimal zubereiten musste.

Die zwei Rezepte, die ich nachgekocht habe, sind: Manchester Tart, ein Küchlein mit einer quasi englischen Sabayone, und das Falooda Dessert aus Mauritius. Beide Nachtische schmeckten hervorragend.

Die fernweh – SEHNSUCHTSKÜCHE – heimweh von Jasmin Parapatits bedient viele Richtungen, stellt Beobachtungen von Orten und deren BewohnerInnen wie auch deren Kochalltag in den Mittelpunkt. Ich als Leser werde eingebunden in eine Sammlung von Eindrücken und Erlebnissen in Österreich und der ganzen Welt. Wen das Fernweh plagt, der kann mit der Sehnsuchtsküche wenigstens auf dem Teller seine kulinarische Entdeckungsreise machen und in fremde Länder eintauchen.

Jetzt am Ende stellt sich die Frage, was für ein Rezept stelle ich Ihnen vor? Nun, meine Wahl fiel auf die Manchester Tart. Sie ist einfach und schnell zuzubereiten, und sie schmeckt einfach herrlich.

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