Im zweiten Kochbuch geht es um Süßes und Herzhaftes und ums Verschenken. Salz küsst Karamell ist der schöne Titel der Backrezeptesammlung von Sonja Winkler. Die Autorin unterrichtet Ernährung und Haushalt. Eine ideale Ergänzung von Beruf und Hobby, wie mir scheint.
In sieben Kapiteln nähert Winkler sich den himmlischen Verführungen. Es beginnt mit Kleingebäck, dann kommen die Blechkuchen, weiters die Königsdisziplin Torten, gefolgt von Tarteform & Gugelhupf, Desserts sowie Pikantes. Am Ende kommen aber die Mitbringsel und dazugehörige Verpackungsideen.
Beim Durchblättern fällt auf, dass es immer wieder US-amerikanische Anleihen gibt, wie die Gebackenen Mini-Donuts, die Apple Pie Cookies oder Pumpkin Pie. Aber Winkler verändert in Form und Inhalt, sie lässt teilweise wieder Neues entstehen. Die vorgestellten Verführer leugnen nicht ihre Wurzeln. In der Einleitung regt die Autorin an, nicht alles eins zu eins zu übernehmen, die Rezepte lassen Varianten zu. Das ist sympathisch und eine Herausforderung für die Mutigen. Und es ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Ausprobiert habe ich natürlich das Pumpkin Pie, ein klassischer Nachtisch zum amerikanischen Thanksgiving-Dinner. Warum die runde Pie-Form mit 20 x 20 cm angegeben ist, ist nicht nachvollziehbar. Auch schienen mir die Mengenangaben für den Mürbeteig mit 50 zu 100 Gramm für Butter und Mehl für meine Pie-Form etwas zu wenig, und ich verdoppelte sie sofort. Neu war für mich dabei, das Vanillemark in den Teig einzuarbeiten wie auch die Gewürzeliste mit Piment und Ingwer zu erweitern. Der Kürbiskuchen schmeckte unfassbar gut.
Auch am Karotten-Kokosnuss-Gugelhupf kam ich nicht vorbei. Dabei fielen zwei Details auf. Zunächst werden die Karotten geraspelt, aber wann sie in die Teigmasse eingearbeitet werden, bleibt offen, d.h. nach Anleitung eigentlich überhaupt nicht. Zum anderen sondern frische Karotten Flüssigkeit ab, soll die mit hinein oder nicht, weil sonst der Teig zu flüssig wird. Also hier werden Grenzen sichtbar, vor allem für Backneulinge. Ich habe die eher trockenen Karotten mit Saft eingearbeitet und einen hervorragenden Gugelhupf gebacken. Erstaunlicherweise war er recht bröselig beim Anschneiden, aber der Geschmack himmlisch.
Der Flammkuchen mit Kürbis, ähnlich wie eine Pizza zubereitet, nur ohne Hefe, mundete allen, die sie vorgesetzt bekamen. Und das waren 8 Personen, also nicht wenige, die so beglückt wurden.
Die Verpackungsideen und Dekorationstipps habe ich – ich gebe es zu – gleich weitergegeben an meine Frau, die sie nützlich fand und auch anwenden wird. Die Käsestangen mit Ras el Hanout als Mitbringsel fand ich hervorragend und sie stehen bereits auf der Liste der noch auszuprobierenden Rezepte.
Salz küsst Karamell von Sonja Winkler ist nicht nur eine Einladung zum Genießen, sondern auch zum Ausprobieren und Nachbacken. Die Anleitungen sind gut nachvollziehbar, die Ideen mannigfach, teilweise überraschend und das Endergebnis war unüberhörbar – genussvolles Schmatzten erfüllte den Raum. Ein Backbuch, dessen Endprodukte glücklich machen.