Heute reisen wir ins FRANKENLAND.
Genauer, ins mittelfränkische Burgbernheim, wo Daniela Wattenbach mit ihrer Familie auf einem 400 Jahre alten Bauernhof lebt. Nachhaltig und achtsam gegenüber uns und unsere Umwelt, betont die ausgebildete Hauswirtschafterin, Kräuterpädagogin und Bio-Imkerin. Also ein sehr gesundes und umweltbewusstes Leben, das die Familie führt. Das vertritt Daniela auch in der Öffentlichkeit, sie ist quasi eine Kämpferin für die regionale und saisonale Küche. Seit Jahren verzichtet sie, soweit als möglich, auf Chemie, Plastik und industriell verarbeitete Lebensmittel bei sich zu Hause. Wie, das zeigt sie in ihrem zweiten Buch mit dem vergnüglichen Titel Sauerteig & Wadenwickel. Darin geht es um nichts anderes als Das 1×1 für einen nachhaltigen Haushalt. Ein Ratgeber, der im Südwest Verlag erschienen ist.
Zurück zu Omas Zeiten, könnte man meinen. Ja und nein. Natürlich wird auf die schöne Zeit bei Oma verwiesen, die noch alles selber machte. Was mich an ihr schon als Kind immer schwer beeindruckt hat, waren die Unmengen an Lebensmitteln, die sie Tag für Tag verarbeitete und zum Teil noch für die Wintermonate bevorratete. (…) Fast täglich ging ich nach der Schule zu ihr und erriet nicht selten bereits am Duft, der durch das ganze Haus zog, was sie heute wieder Gutes zum Essen gekocht hatte. (10) Und die Küche ist Danielas erste Lehrstätte, wo sie lernte, ihr Leben langsamer zu leben und die Gegenstände unseres täglichen Gebrauchs, einschließlich des Gekochten, wertzuschätzen. Die Küche ist auch das erste von sieben Kapiteln. Unzählige Gerätschaften und Kochbücher sammeln sich über die Jahre an diesem Ort an. Die kleinen Helfer im Kochalltag, werden sie gebraucht? Danielas Oma hatte keine Backform, buk den Quarkkuchen bewußt in einem Suppentopf. Bewies, es geht auch ohne Backform. Und der schmeckte sehr, sehr lecker. Die Küche heute ist die moderne Werkstatt einer kochafinen Gesellschaft. Hier setzt Daniela Wattenbach an, arbeitet gegen Slogans wie schnelle Küche, 5-Minuten Küche etc. und meint: In der Küche sollten wir uns Zeit nehmen und den Produkten die Achtung angedeihen lassen, die sie verdienen. In weiterer Folge nimmt sie uns bei der Hand, appelliert an unsere Kreativität, das Selbermachen in der Küche wieder zu entdecken, um mit fünf essentiellen Produkten loszulegen. Aus frischer Milch wird Joghurt, Frischkäse, Butter und Vanillepudding und -soße gemacht, Produkte und Gerichte, die aus Bequemlichkeit oder Zeitmangel meist fertig gekauft werden. Dabei schmeckt die selbstgemachte Joghurt soviel besser und der Vanillepudding ist ein Hit bei meinen Enkeln. Die Butter muss ich nicht selber machen, die kauf ich gerne auf dem Bauernmarkt, unterstütze so die heimischen Bauern.
In der Brotabteilung lacht mich das Dinkelbrot mit Hefe an wie auch das vollwertige Knäckebrot. Letzteres ist irgendwie gruselig, staubtrocken, befindet selbst die Autorin. Aber mit dem richtigen Belag, bspw. selbst gemachtem Frischkäse und darauf Honig oder Marmelade, da bekommt das Knäckebrot Farbe und Geschmack. Der schnelle Quarkkuchen aus Mürbeteig, auch ‚Faule-Weiber-Kuchen’ genannt, schmeckt am besten lauwarm. Es würde mich wundern, wenn er bei Ihnen kalt wird, er mundet einfach zu gut. Die weiteren Unterkapitel beschäftigen sich dann mit selbstgebackenen Kuchen, Kaffee und Tee als auch Süßes und Knabbereien. In Letzerem erfüllt das Angebot von Schokoküssen über Karamellbonbons bis zu den gebrannten Nüssen alle Sehnsüchte süßer Schleckermäuler und für jene, die es eher herb lieben, stehen Rezepte für Käsekräcker mit Wildkräutern und Kartoffel- und Gemüsechips zur Verfügung.
Dann wird die Tür zur Speisekammer geöffnet. In diesem Kapitel dreht sich alles um die richtige Vorratshaltung. Ja, ja, einfach alles hamstern könnte böse Folgen haben, wenn Sie nicht alles Bevorratete verbrauchen können. Im schlimmsten Fall müssen dann Lebensmittel weggeworfen werden. Dass das nicht passiert, dafür sorgt Daniela, wenn man sich darauf einlässt. Hier gilt: Sie weiß es einfach besser und bringt Ordnung in unseren Haushalt, d. h., Kühlschrank und Vorratskammer, so ferne man eine besitzt. Und was mit den bevorrateten Lebensmitteln alles in der Alltagsküche verarbeitet werden kann, lässt sie uns über die beigefügten Rezepte ausrichten. Hier gilt nur mehr zu wählen, mache ich heute Spätzle, Pfannkuchen oder ein Kartoffelgratin oder aus der Resteküche ein Rumfort-Menü á la Opa. Danielas Großvater schuf delikate Menüs, frei nach dem Slogan: Alles, was RUMliegt, muss FORT. Weitere Schwerpunkte der richtigen Bevorratung legt die Autorin auf das Einkochen in Gläsern, vor allem von Marmeladen, Konfitüren und Gelee, sowie im Dörren von Obst, Gemüse und Kräutern. Dann schiebt sie noch ein ganz wichtiges Thema nach, das vielfach unbeachtet bleibt, obwohl alle davon irgendwann betroffen sind. Wie schützt man sich vor Schädlingen?
Die nächste Kapiteltür öffnet sich zum Garten. Was sich seitenmäßig in Grenzen hält, wohl auch deshalb, da nicht jede und jeder von uns einen Garten hat. Ein wichtiger Punkt ist die Bearbeitung des Bodens, der der Garant dafür ist, dass alles gut wächst. Die Erde in meinen Beeten ist ausgelaugt, was sich im Wenig-Wachstum des Gemüses niederschlug. Daniela bringt also Ordnung in den Gemüsegarten. Dabei werden auch so Nebensächlichkeiten wie die natürliche Schädlingsbekämpfung oder selbst gemachtes Vogelfutter thematisiert.
Das vierte Kapitel bedient die Lebensqualität. Die kleine Hausapotheke ist dann auch eine Aufforderung, nicht jedem kleinen Wehwehchen sofort mit einem Medikament gegenzusteuern. Nein, es gibt Heilkräuter und Heiltinkturen seit urdenklichen Zeiten, die man selbst herstellen kann. Hier kommt also der zweite Teil des Titels zum Einsatz: Wadenwickel, zur Fiebersenkung sind schon seit der Eisenzeit bekannt. In weiterer Folge werden Säfte, Sirups und Salben wie auch diverse Heilkräuter vorgestellt, die in der Herstellung und Anwendung keine Hexerei sind. Dafür wirkungsvoll und gesundheitsfördernd, auf lange Sicht betrachtet präventiv. Hier findet sich für alles ein Kraut, ob gegen Kopf, Gelenk- Zahn- oder Herzschmerzen und Liebeskummer oder gar Sonnenbrand. Und dann gibt es noch das Universalmittel, die Hühnerbrühe. Köstlich wird die Suppe munden, Dich vom Kranken zum Gesunden, … heißt es in einem Gedicht.
Die nächsten drei Kapitel drehen sich dann um das Badezimmer, die Waschküche und den Besenschrank inklusive Putzmittel. Wiederum erklärt die Autorin alles Wissenswerte zu diesen Horten des Haushalts, gibt Rezepturen preis, Alternativen für Zahncreme, Shampoos, Gesichtsmasken, aber auch Weichspüler, Fleckenentferner und für die Waschmaschinenpflege, sowie Geschirrspülmittel, Allzweckreiniger, Scheuermittel und einiges mehr.
Sauerteig & Wadenwickel ist ein Ratgeber im klassischen Sinne. Daniela Wattenbach schreibt locker und gut verständlich über all das, was in unserem Haushalts-Alltag so selbstverständlich ist. Eben, die nicht hinterfragte Verwendung industriell gefertigter Produkte in Küche, Bad und Besenschrank. Dabei können diese recht einfach, kostensparend und umweltfreundlich selbst gefertigt werden. Wattenbachs Ratgeber ist so gesehen auch eine Aufforderung, in Zeiten des Klimawandels aktiv zu werden. Im Kleinen beizutragen, dass die nachkommenden Generationen noch eine Zukunft haben. Das alles steckt auch in diesem Hauswirtschaftsbuch und drängt uns sanft in die Ökoschiene. Wer sich darauf einlässt, kann nur profitieren. Wer es umsetzt, wird zum Vorbild. Meine Enkel ließen es sich nicht nehmen, mit mir ihre Zahncreme nach Danielas Rezept herzustellen, das ist wohl ein gutes Zeichen. Und das Joghurt selbst herzustellen, daran arbeiten wird gerade.