Alexandra Palla, Put a Lot of Love in It

Mit Liebe einfach besser kochen

Edition Styria, Wien- Graz-Klagenfurt, 2015, 176 Seiten, 24.99 Euro
ISBN 978-3-99011-073-7
Vorgekostet

Heute geht es um ein Liebeskochbuch.

Nein, keine Rezepturen für Herzabenteuer, auch kein liebes, im Sinne von nettes Kochbuch, sondern es geht um eine Ansammlung von Lieblingsrezepten der Autorin Alexandra Palla. Die, so schreibt sie im Vorwort, „mit voller Liebe gespickt sind“. Ihre am Beginn gestellte Frage, was macht ein gut gekochtes Essen aus, beantwortet sie mit einer Gegenfrage? Sind es die besten Zutaten, die perfekte Vorbereitung, die beste Anleitung, das ultimative Rezept, oder verblasst das alles, wenn nicht ein Mindestmaß an Liebe mitköchelt. In diesem Vorwort – betitelt mit Und los geht‘s! – bekennt Palla, dass Eines alle Rezepte gemeinsam haben: Sie sind immer mit viel Liebe gemacht. Da ich glaube zu verstehen, was die Köchin meint, nähere ich ihr meine Kochphilosphie vorsichtig an und übersetze Liebe mit Zuwendung. Dabei belasse ich es.

Diese Vorwortseite hat es aber in sich. Kurz und bündig erfährt man die Entstehungsgeschichte: Alle Gerichte wurden am eigenen Herd in Wien oder in der Salzkammergut-Urlaubsküche gekocht, bei natürlichem Licht, ohne Styling, ohne Studio fotografiert und ratzeputz vom Fleck weg aufgegessen. Da wäre ich gerne einmal dabei. Auf der gegenüber liegenden Seite ist sie abgebildet, die Autorin; schmunzelnd, belustigt herausfordernd blickend, die Hände in die orange-gelbliche Küchenschürze gesteckt, den Schalk ins Gesicht geschrieben, sie erinnert mich an Pipi Langstrumpf. Und ihre Kinder spielen in diesem Kochbuch auch eine Hauptrolle. JoJos und Josis großer Hunger forderte und förderte Pallas Kochbegeisterung und letztlich dieses Kochbuch mit a Lot of Love in It.

Das Titelbild deutet es bereits an. Rotzig, frech und handfest. Der Titel Put a Lot of Love in It ist wie ein an die Wand gefetztes Manifest. Darunter angedeutet ein Kochtopf, ausgelegt mit geschnittenen Karotten, Zwiebelringen, Champignons, Erdbeeren und anderen Leckereien.

Die fünf Schwerpunkte weichen ab von herkömmlichen Kochbüchern und sind der eigentlichen Zielgruppe geschuldet. Knackfrisch, Easypeasy, Ruckzuck, Potluck und Süßstoff sind geschnalzte (aufpeitschende) Zustands-Andeutungen in der Sprache – so stelle ich es mir vor – wie Jugendliche sich untereinander unterhalten. Pointiert und treffsicher. So heißt es bspw. bei Knackfrisch: „Wenn die Karotten beim Abbeißen knacken, der Jungzwiebel beim Aufschneiden spritzt, die Kräuter und Blätter beim Hacken quietschen und wir Gemüse essen, das so gut wie um die Ecke wächst, dann ist es knackfrisch. Genau so soll es aussehen und auch schmecken. Lass es krachen und mach mit bei Knackfrisch.“ In diesem knackigen Kapitel, das ist klar, geht es vor allem um Gemüse. Die Autorin machte es sich offensichtlich zum Sport, immer wieder die Hauptzutat der Gerichte liebevoll in den Titel einfließen zu lassen. Ob wir Mit Bärlauch im Frühling schmatzen, der Frühlingsaufstrich aus Nachbars Garten kommt, ein Linsensalat Abwechslung verspricht oder Entspannung, wie Chill die Basis, Erdäpfelsalat angesagt ist, die so betitelten Speisen lassen keinen Jugendlichen angeekelt das Gesicht verziehen. Vermutlich wollen sie es gar selbst anrichten. Ist es doch nur zu verlockend, Lisi, Susi, Siri … nein Lassi zu machen, dieses erfrischende Mango-Joghurt-Getränk aus Indien. Oder wissen Sie was ein Rorüwapu ist? Na klar: ein Rote-Rüben-Wackelpudding. Die Bandbreite der vorgestellten Gerichte ist sehr groß. Und ich muss noch einmal daran erinnern, die Hauptzielgruppe, die zu Bekochenden und Kochenden sind in erster Linie Jugendliche und junge Erwachsene. Ob Ein kleiner Applaus für Mangoldquiche demnächst auf meinem Tisch stehen wird, oder Müsstemann, mehr Fisch, ich weiß es noch nicht. Allen Rezepten vorangestellt ist eine kleine Annekdote. Bei Müsstemann, mehr Fisch geht es um den Müsstemann, der immer sagt, Da müsste man eine Lampe austauschen, oder Da müsste man rechtzeitig Mineralwasser einkühlen oder Rasen mähen, sich rechtzeitig erkundigen oder Da müsste man öfter Fisch essen, so gut wie der ist. Diese Verknüpfung von lustigen Geschichten und schmackhaften Rezepten ist bestens gelungen und erheiternd. Ein weiterer Pluspunkt dieses Kochbuches ist, dass Palla Rezepte anbietet, die schnell und einfach zuzubereiten sind. So ist mein Favorit die Ultimative Schokoladentorte, die mich zweimal aus der Not, eben Zeitnot, rettete und sehr gut bei den Freunden ankam. Ein Schokoklassiker der ohne großen Aufwand zuzubereiten ist und Ihnen größtes Lob sichert.

Die Mengenangaben sind manchmal etwas großzügig, bspw. sind die Wiener Schinkenfleckerln für eine halbe Schulklasse gerechnet; das Nachkochen hat bei mir alte Kindheitserinnerungen wieder wachgerufen.

Die Autorin begnügt sich aber nicht nur mit Altbekanntem, etwa den Wiener Schinkenfleckerln, den Palatschinken, dem Zwetschkenfleck oder den Spargel mit Sauce Hollandaise, Rezepte die in jedem „Mein erstes Kochbuch“ oder Plachuttas Kochschule abgedruckt sind. Nein, sie ist kreativ, verändert Bekanntes, gibt dem Gericht ein neues Gesicht, eine neue Note, so geschehen mit den Meatball-Spaghetti nach Köchelverzeichnis um eine Speise zu nennen. Sie lässt auch bekanntermaßen Ungesundes zu, die Popcorn-Party mit selbstgemachtem Popkorn, immer salzig und bevorzugt mit Grammeln oder Speck. Dann die Marshmallows, jene kariesfördernde Gelatine-Zucker-Lebensmittelfarbe-Mixtur, die die Jugendlichen so lieben. Übrigens sind die Marshmallows stratosphärisch angehaucht, nicht nur weil der österreichische Extremsportler Baumgartner den Stratosphärensprung wagte, sondern weil die weißen Würfel Palla, wie aus dem All schön fluffig in den Mund gefallen sind. Eben stratosphärisch. Diesen Hit will ich Ihnen nicht vorenthalten. Am Ende erfahren Sie das Rezept.

Nun zur Gestaltung des Buches. Es ist hochformatig und liegt gut in der Hand. Fast allen Rezepten ist eine Doppelseite gewidmet. Die Fotos geben persönliche Stimmungen wieder, die mehr ein Lebensgefühl widerspiegeln als Prozessabläufe. Gelegentlich zu dunkel, mit hartem Kontrast und deutlichem Überhang zum Rot der Zutaten und Speisen, zumindest im ersten Drittel des Buches sowie im vorletzten Potluck-Kapitel.

Zusammenfassend ist festzuhalten: Alexandra Pallas Put a Lot of Love in It ist in erster Linie ein Kochbuch für junge Eltern die Kinder und Jugendliche zu versorgen haben und auch aufgeschlossen sind für neue Ideen. Aber auch für Großeltern, die ihre Enkeln zu Besuch haben, ist es eine wahre Fundgrube. Und last but not least ist es ein Kochbuch für die Jungen und jung Gebliebenen selbst. Es findet sich für Jede und Jeden etwas darin, einfach aufschlagen und ausprobieren.

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