Sonja Riker, Suppenglück

Mit Fotos von Patrick Wittmann
Verlag Antje Kunstmann, München, 2010, 176 Seiten, 19.90 Euro
ISBN 978-3-88897-687-2
Vorgekostet

Heute geht es um ein Suppen-Kochbuch.

Das Titelbild des vor mir liegenden Suppen-Kochbuchs zeigt eine lächelnde, hübsche Frau im Schneidersitz auf einem Stuhl. Sie hält in beiden Händen eine Suppenschale. Suppen Glück steht daneben, wie ein an die Wand geschriebenes Bekenntnis. Das ist es wohl auch. Denn aus dem Vorwort entnehmen wir, dass die Suppe für Sonja Riker zum Rettungsanker wurde. Und das gleich in mehrfacher Hinsicht: Tochter Sarah fing nicht wie Kaspar an zu schrein;

„Ich esse keine Suppe! nein! Ich esse meine Suppe nicht! Nein, meine Suppe eß ich nicht!“

Im Gegenteil, das Kind liebte Suppen und konnte so über die Woche mit täglichen Variationen der am Wochenende vorgekochten Suppe verköstigt werden. Gesund auch noch, denn Suppe enthält alles, was Leib und Seele guttut: Flüssigkeit, Vitamine, Mineralien, Kohlehydrate, Ballaststoffe. So steht es im Vorwort und wir glauben das, nein, wissen es. Es vergehen aber Jahre, bis die Münchnerin Riker ihren stressigen Journalistenjob aufgibt und einen Suppenladen aufmacht. Ein Markthäuschen am Elisabethmarkt. An der Wand eine schwarze Tafel, die Speisekarte mit vier Suppen das aktuelle Tagesangebot. Darüber „SuSa – Suppenglück“, der Köchin persönliches Suppencredo. Suchen Menschen nach Glück, dann verstehen sie darunter meist, dass es ihnen gut geht, dass sie gesund sind, sich wohl fühlen kurz: all das erleben was als positiv gilt (Wilhelm Schmidt). Wohlfühlglück – die Suppe machts möglich. Darum lasst uns eintauchen in die Welt der Suppen von Sonja Riker.

Verteilt auf acht Zugänge, gleichzusetzen Kapiteln der Befindlichkeiten, werden Suppen beschrieben, die Energie spenden, den Bauch wärmen, die Seele trösten, schlank und doch satt machen, Glück bringen, über den Alltag hinwegtrösten oder einfach Alles können. Es sind über 60 flüssige Köstlichkeiten. In die überwiegend vegetarisch kreierten Suppen verirren sich gelegentlich Gäste wie Wiener Würstl, Entenbrust und andere fleischige bzw. fischige Einlagen. Ab und zu auch Obstiges, und immer wieder frische Kräuter, exotische Gewürze, Nüsse etc. Gewitzt stellt die Autorin die von den Suppen zu erwartenden Eigenschaften am Kapitelbeginn vor. So heißt es bspw. bei den Energiespendern: Jetzt können wir unsere Batterien aufladen … frische Kräuter kaufen: Basilikum, Minze, Rosmarin, Rucola, Melisse, Liebstöckel, Bohnenkraut – da tanzt die Suppenschüssel! Und die Schlankmacher …

lassen das „Hüftgold“ schmelzen und machen gute Laune. (Seite 119) Und sie wollen natürlich wissen wie.

Walle! walle Manche Strecke, daß, zum Zwecke, Wasser fließe …

Reichlich Wasser, um all die leckeren Zutaten aufzunehmen, etwa für eine Apfel-Sellerie-Suppe mit schwarzem Sesam oder Spargelcrèmesuppe mit Schinkenwelle, oder Paprika-Rhabarber-Suppe mit Ingwer und einige andere mehr. Manche Suppen verkümmern dann auch zu einem Süppchen, was den Gemüsebrüheanteil anbelangt, wie die Tomaten-Erdbeer-Shot mit Basilikum. Das sind aber Ausnahmen.

Jedem Suppenrezept ist eine Doppelseite gewidmet. Die Zutaten etwas blässlich gedruckt in orangen farbener Schrift, zieht sich als Gestaltungsprinzip durch das Buch. Vielen Rezepten ergänzend angehängt sind Variationsmöglichkeiten, Tipps für weniger routinierte Köchinnen und Köche, aber auch vertiefende Informationen zu Produkten wie etwa den Kreuzkümmel. Hervorzuheben sind die Fotos. Nicht immer ist es die Suppe in einem schmucken Suppenteller, worauf der Fotograf Patrick Wittmann sein Objektiv richtete. Viele Fotos, detailreich, perspektivisch, mit der Tiefenschärfe spielend oder reduziert auf einzelne Zutaten und Küchenwerkzeuge, bereichern dieses Kochbuch ungemein. So werden rote Linsen von Vanillestangen umrahmt, Fenchelknollen mit ihrem Todfeind, dem Messer abgelichtet oder einfach ein Kohlrabi, auf seine Bestimmung harrend, vom Fotografen in den Mittelpunkt gerückt.

Am Ende des Buches findet sich noch Essenzielles. Neben den Basisrezepten für vier Suppengrundlagen klärt Sonja Riker Fragen zu Topfgröße, Instant-Gemüsebrühen, Salzen bzw. Würzen, ob mit Mehl gebunden und wie dick oder dünn eine Suppe sein soll. Gewürzbeschreibungen und -mischungen runden das Werk ab.

Ausprobiert habe ich die Karotten-Kefir-Curry-Shot, die – sehr machomäßig fotografiert ist, wie mir meine feminine Seite vermeldet -, nicht nur ausgezeichnet schmeckt, sondern auch Balsam für Haut und Augen ist. Die Erbsen-Minze-Suppe mit Joghurthäubchen entkräftete elegant jedes Vorurteil, das ich noch aus Kindertagen gegen Erbsen hegte. Die Kürbissuppe mit Birne und Zimtsahne überraschte in zweifacher Hinsicht. Ich war zunächst etwas skeptisch gegenüber dem Ingwer, der sich aber schön unterordnete und nicht herausstach. Vielleicht aber auch wegen der Birne, die Überraschung in diesem Rezept, die das Säuerliche reduzierte und gleichzeitig süßte. Diese Suppe werde ich Ihnen heute mitgeben.

Suppen Glück von Sonja Riker ist ganz vorne in der Reihe der Suppenkochbücher einzuordnen. Gut formuliert und ideenreich sind die Rezepte der erste Schritt zu einem wahrhaft köstlichen Glück.

Leave A Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert