Yvette van Boven, Home Made – Winter

DuMont Verlag, Köln, 2012, 248 Seiten, 30.80 Euro
Vorgekostet

Heute geht es um Kochen und Essen in den Wintermonaten.

Die Holländerin Yvette van Boven – passionierte Köchin und Rezeptesammlerin seit Kindheitstagen – kennen wir schon. Ich habe Ihnen ihr Kochbuch „Home made. Natürlich hausgemacht“ bereits vorgestellt. „Home Made“ ist ihre Buchreihe und ihr Markenzeichen. Home Made – Winter, bei DuMont auf deutsch erschienen, ist ihr zweites Kochbuch. Alles Selber-Machen ist ihre Devise und am Ende steht der Genuss. Noch ist Winter und Hilfe zur Frage Was koche ich denn heute? willkommen. Aber Halt, so leicht macht es uns die Autorin nicht. Legt uns nicht einfach eine beliebige Anzahl an wintertauglichen Rezepten vor. Nein, sie greift zurück auf viele Gerichte die sie seit Kindertagen kennt. Bis zu ihrem 10. Lebensjahr lebte Yvettes Familie in Dublin. Der Kälte und Feuchtigkeit Irlands – wie sie das Land selbst beschreibt – steht eine wärmende, kraftspendende Küche gegenüber. Dementsprechend sind viele irische Rezepte in diesem Band vereint. Bekanntes wie Irish Stew  steht weniger Bekanntem gegenüber. Etwa der irischen Kartoffelsuppe oder dem Colcannon, einem traditionellen irischen Eintopf aus Grünkohl und Kartoffeln. Aber damit nicht genug: Die Autorin bekennt im Vorwort, „Da ich manchmal ziemlich eigensinnig sein kann, habe ich einigen Gerichten meinen eigenen Dreh gegeben.“ So stellt sie beispielsweise dem bannock-Brot ihre mediterran angehauchte ‚devonshire‘-creme zur Seite anstelle der traditionellen „Clotted Cream“, die man nicht überall bekommen kann.

Aber Yvette van Boven ist viel zu weltoffen, als dass sie sich nur einer Kochtradition hingäbe. Und so finden sich in diesem Winterkochbuch auch Rezepturen französischer und holländischer Provenienz. Dem geographischen Zugang steht eine Zeitleiste zur Seite, genauer Feiertage die in die kalte Jahreszeit fallen. Der Festreigen beginnt mit Halloween am 31. Oktober und endet mit dem St. Patricksday, der am 17. März begangen wird. Dieser Gedenktag des Hl. Patrick fällt immer in die Fastenzeit, erlaubt aber den Iren an diesem Tag eine Fastenpause. Ausgelassen feiern sie diesen Tag weltweit und krönen ihn am Abend mit einem Irish Stew und viel Guiness. Insgesamt wirken diese Festtage im Buch wie eingestreute Farbtupfer, real durchbrechen sie die Monotonie des Winters. Und, sie brechen die Inhaltsstruktur auf. So liest sich das Kapitelverzeichnis wie folgt: Dem Frühstück, Brunch und kleine Mahlzeiten folgt ein Kuchenkapitel, das von Drinks abgelöst wird. Dann folgen Snacks und Vorspeisen, die umfangreichen Hauptgerichte und abschließend köstliche Desserts. Das klingt verwirrend, ist es aber nicht, nur anders. Vielleicht mag Yvette gerne Kuchen und reiht deshalb dieses Kapitel, dem auch der Dreikönigstag und der Nikolausabend zugeordnet sind, gleich an die zweite Stelle. In Südniederland und Frankreich wird zu Dreikönig vielerorts ein gedeckter Mandelkuchen, Galette de Rois, gebacken, in welchem eine Bohne versteckt ist. Derjenige, der die Bohne in seinem Stück findet ist für diesen Tag König und bekommt die Krone. Am Nikolausabend gibt es für die Kinder Geschenke und Nikolausplätzchen, auf österreichisch Nikolauskekse, sowie mit Marzipan Gefüllter Spekulatius. Die Kekse schmecken hervorragend, sie sind ohne Aufwand und schnell zu machen.

Die titelgebenden Home Made-Rezepte sind auf 5 oder 6 beschränkt. Selbst gemacht steht für Selbstbestimmung, Unabhängigkeit und natürlich Qualität. Aber auch für Selbstverwirklichung. Auch wenn Sie Butter, Yoghurt, Wurst, d. h. Ochsenwurst, Apfelwein oder Ziegen-Kuhmilch-Frischkäse [brousse du rove] nicht selber machen, allemal interessant sind van Bovens Vorschläge, wie diese Grundnahrungsmittel weiterverarbeitet werden können. Und es schmeckt, das selbstgebackene braune Sodabrot [Brown Soda Bread] bestrichen mit Meerrettichbutter oder Sardellenbutter oder Ingwer-Limetten-Butter oder Schokoladenbutter oder Zimtbutter oder, oder, oder …

Was ich an Yvette van Bovens Gerichten so schätze ist ihre Einfachheit und die garantierte Bekömmlichkeit. Die Kürbiscreme im Glas mit Ziegenkäse-Sahne und Salbei war ein Überraschungsgeschenk auf einer Geburtstagsfeier und wenig überraschend, schnell in gierigen Schlünden verschwunden. Das Rezept verrate ich Ihnen am Ende.

Das Ganze Hühnchen gefüllt mit zweierlei Wurstbrät und Salbei habe ich ebenfalls nachgekocht. Allerdings ohne das Huhn zu entbeinen. Es schmeckte hervorragend. Yvettes entbeinte Version werde ich demnächst machen, allein um herauszufinden, ob es dann anders schmeckt.

Einige Rezepte sind nur gezeichnet, wie das Mini Ziegenkäse Fondue  und geben so dem Kochbuch eine aufhellende Luftigkeit. Sie stehen im Kontrast zu den eher dunkel gehaltenen Fotos von Oof Verschuren. Allerdings, die Motive, ob Landschaft, Portrait oder Fooddetail, sind meisterhaft eingefangen. Großartig die Querschnitts-Ansicht des Kardamomkuchen mit ganzen Birnen. Dieses Foto ist das Titelbild der holländischen Originalausgabe.

Home Made – Winter ist schön gemacht, mit einem Hauch von Strenge in der Gestaltung. Das Flair der Insel, optisch gespiegelt in den grün gedruckten Überschriften, lässt sich über einige Rezepte herbeizaubern.

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