Lizzie Mabbott, CHINATOWN KITCHEN

Sommerrollen, Wan Tan, Mangosalat, Kimchi, Glasnudelsalat, Thaisuppen, Currys und sehr viel mehr

Aus dem Englischen übersetzt von W. Krabbe, M. Schindewahn und S. Schmidt-Wussow
Edel Verlag, München, 2016, 224 Seiten, 18.50 Euro
ISBN 978-3-8419-0389-1
Vorgekostet

Heute geht es um ostasiatisches Essen.

Lizzie Mabbott ist halb Chinesin, halb Engländerin. Sie wächst im lauten, stinkenden und hektischen Hongkong auf. Prägend für ihre Kindheit sind Gerüche, ein Cocktail von Duftnoten aus Benzin, Müll und Streetfood. In dieser quirligen Stadt darf sich die jugendliche Lizzie frei bewegen und all die kulinarischen Köstlichkeiten aufsaugen, die diese Metropole zu bieten hat. Von ihren chinesischen Großeltern übernimmt sie die Freude am Essen. „Wenn etwas den Chinesen zu völligem Ernst zwingt, so ist es weder die Religion noch die Bildung, sondern das Essen“, beschreibt der Schriftsteller Lin Yutang in einem Roman die schlemmerhaften Ambitionen seiner Landsleute, und das dürfte auch für Lizzie zutreffen.

Mabbotts Familie zieht aber nach England, da ist sie 13 Jahre alt. Von nun an bestimmen chinesische Take-away Essen die Mahlzeiten, da ihre Mutter nicht kocht. Erst mit dem Ausziehen aus der elterlichen Wohnung besinnt sie sich wieder ihrer kulinarischen Erinnerungen aus Kindheitstagen und begibt sich auf Spurensuche nach Rezepten für Gerichte, die sie so schmerzlich vermisst. In den Restaurants und Asiashops der Chinatown Londons wird sie fündig. Das Experiment kochfreudiger Rückbesinnung startet sie mit einem Blog. „Hallow Legs“ spielt an auf das Loch im Bauch und ihren Hunger nach asiatischer Küche. Nach acht Jahren zieht sie Bilanz und veröffentlicht ihr erstes Kochbuch. Chinatown Kitchen, so auch der deutsche Titel, ist nun im Edel Verlag herausgekommen.

Der Untertitel weist allerdings darauf hin, dass es sich hier um kein rein chinesisches Kochbuch handelt. Kimchi, Thaisuppen etc. eröffnen Kochtraditionen, die sich von Japan, Korea bis nach Thailand und Malaysia erstrecken. Das spiegelt auch Mabbotts Intention wider, dass dieses Buch „in asiatischen Supermärkten als Wegweiser zu den verborgenen Schätzen dienen“ soll. Es will führen und anregen in einem.

Mabbott gliedert ihr Kochbuch in acht Kapitel. Beginnend mit Grundausstattung und Basiszutaten, stellt sie sicher, dass selbst Neulinge der asiatischen Küche den Einstieg problemlos schaffen. Gleichzeitig macht sie damit klar, was man benötigt. Dazu gehören ein Wok, Dämpfer, Küchenbeil sowie Mörser und andere Utensilien, wie auch Soja-, Austern- Fischsauce, Reisessig, diverse Öle, und natürlich aromatischer Reis, Ingwer, Knoblauch usw. Diese Basics sind sehr hilfreich, da sie kochtechnische Details erklären. Etwa, wann helle oder dunkle Sojasauce, dass für Wokgerichte meist Pflanzen- oder Sonnenblumenöl verwendet wird, Shitake-Pilze als ganze Exemplare gekauft werden sollten oder der weiße Reisessig weicher als westliche Pedants ist. Diese kurzen, prägnanten Beschreibungen sind auch mit farbigen Illustrationen unterlegt und bilden einen guten Grundstock. Auch den anderen Kapiteln sind derartige lexikalische Auflistungen vorangestellt. So werden 13 Würzsaucen und -pasten beschrieben, unzählige Reis- und Nudelsorten und noch mehr Gemüse und Früchte. Darunter befindet sich Exotisches wie Wasserspinat, japanische Mizunablätter, haarige Rambutanfrüchte oder die berüchtigte Durian, die auch als Stink- oder Käsefrucht bezeichnet wird. Vermisst habe ich in der Aufzählung den Schwammkürbis, der wenig bekannt und in Tirol schwer zu bekommen ist. Auf den Genuss von gebratenen Schwammkürbis muss ich also noch warten. Ganz anders verhält es sich mit den pochierten Birnen in Zitronengrassirup. Zitronengras wird in Thailand für Currys, Salate und vor allem scharfe, saure Thomyam Suppen verwendet. Zitronengras auch für Nachspeisen zu verwenden, finde ich eine wunderbare Idee. Die in Sirup gegarten Birnen probierte ich auch mit Vanilleeis und würfelig ins Müsli geschnitten – alle drei Variationen waren köstlich. Versucht habe ich auch den Thai-Salat mit krossem Lachs und Pomelos. Das Fruchtfleisch der Grapefruit mit Bohnensprossen, gestiftelter Gurke, Minze, Koriander und einem Schuss Fischsauce machten dieses Gericht zu einem kleinen, feinen Abendessen für Zwei. Aus dem Reis und Nudel-Kapitel stach mir Udon Carbonara sofort ins Auge. Dieses klassische italienische Gericht mit der dicken japanischen Udon-Nudel und Sprossenbrokkoli zuzubereiten fanden alle Mitesser hervorragend. Lediglich etwas weniger Parmesan werde ich das nächste Mal reinmischen.

In weiteren Kapiteln widmet sich die Autorin den Gerichten mit Zutaten aus dem Kühlschrank bzw. -truhe, als das sind Tofu, Teigblättern, Kimchi, Fischpasteten und -bällchen sowie Innereien. Während Mabbott in den anderen Kapiteln immer wieder Anleihen aus Europa hineinnimmt, bleibt sie in diesem Abschnitt sowie den Kapiteln die Eingelegtem sowie den Gewürzen und Trockengemüse gewidmet sind, sehr asiatisch.

Viele der vorgestellten Gerichte sind in der Basis asiatisch, ergänzt mit einer persönlichen Note der Autorin. Mabbott versteht es wunderbar, locker durch die ostasiatische Küche zu führen und somit einen repräsentativen Querschnitt dieser für uns exotischen Kochtradition anzubieten. Hier findet jede Hobbyköchin und jeder Hobbykoch ihr bzw. sein Traumgericht mit asiatischem Zuschnitt, ohne ein China-Restaurant bemühen zu müssen.

Ein gutes Buch, das mehr als ein Einstieg in die Küche Asiens darstellt: klar in der Beschreibung und vielseitig in der Auswahl, zudem hervorragend gestaltet mit schönen Foodfotos und Illustrationen. Ein must-have, wenn man asiatisches Essen liebt!

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