Sabine Flieser-Just, Claudia Rossbacher, Genuss.Spur Steiermark

Mit Fotografien von Lucija Novak
Gmeiner Verlag, Meßkirch, 2019, 224 Seiten, 21,50 Euro
ISBN 978-3-8392-2517-2
Vorgekostet

Heute reisen wir in die STEIERMARK.

Das heißt, genau genommen fahren wir kreuz und quer durch das zweitgrößte Bundesland Österreichs, um einzukehren in die unzähligen Buschenschanken, Wirtshäuser und Restaurants. Auch auf Bauernhöfen und Weingütern machen wir Halt, kosten vom Wein und beißen uns durch unzählige Apfelsorten. In Genuss.Spur Steiermark führen uns zwei kundige Frauen durch das Land von Erzherzog Johann.

„Hoch vom Dachstein an, wo der Aar noch haust, bis zum Wendenland am Bett der Sav‘ …“ – so geht auch unsere Reise, wie es im Dachsteinlied heißt. Es ist eine Reise durch die Alpine, Hoch-, West-, Ost- und Süd-Steiermark, über das Obere Murtal bis in die Region Graz und hinein ins Zentrum der Landeshauptstadt. Sabine Flieser-Just und Claudia Rossbacher sind unsere Guides. Beruflich bestens ausgestattet mit Diplomen, wie Sommelière für Wein und Käse sowie Tourismusmanagement, dazu viel Humor, sind beide Damen auch Kennerinnen der Gastro-Szene Steiermark. Mit ihnen beginnen wir die kulinarische Spurensuche im Wirtshaus Jagawirt in St. Stefan an Stainz und beenden sie im geselligen Beisammensein bei der Tischgesellschaft im Traditionswirtshaus Laufke, in der Elisabethstraße in Graz.

Ob zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit den Öffis, dem Genussmobil oder Privatauto, Sabine und Claudia schleppen uns durch unzählige Küchen, in Weinkeller und Lebenmittelbetriebe, dass uns vor lauter Staunen der Mund offen bleibt. Es soll auch manch Geheimtipp sich darunter befinden, der allerdings, mit dieser Publikation wohl nicht mehr so geheim ist. Aber das ist uns wurscht, denn bei jedem Halt werden wir verköstigt und verwöhnt, mit steirischen Schmankerln und sinnesbelebenden Flüssigkeiten. Wie wärs mit einem Erdäpfel-Kürbis-Rösti oder Zander auf Linsen-Kürbis-Gemüse oder Vulkanland-Schweinsbraten mit Schlipfkrapfen oder oder … Dazu vielleicht einen Schilcherland-Longdrink oder den Schilchermadl oder einen Kirsch-Punsch oder ein Glas vom „Der Mann im Mond“-Wein im Weinhof Scharl; es darf aber auch ein Sauvignon Blanc oder Morillon sein vom Weingut Winkler-Hermaden auf Schloss Kapfenstein. Muss man hier noch mehr erzählen, um aufzuzeigen, dass es uns gut geht auf dieser Rundreise? Nein! Wir werden überreich verköstigt mit Fisch aus heimischen Gewässern, mit Gerichten aus Kürbis, Kastanien, Rind und Schweinernem sowie anderem aus regionaler landwirtschaftlicher Produktion. Dazu erzählen unsere Damen von jenen Personen und Familien, die die steirischen Hof- und Wirtshausgeschichten schreiben. Und wem das zu wenig ist, der kann sich vertiefen in Kürzest-Krimis und so die schaurigen Seiten dieses ansonsten so gastfreundlichen Landes kennen lernen. Claudia Rossbacher ist nämlich Autorin einiger Kriminalromane und weiß um die Abgründe steirischer Seelen. Soweit so gut.

Die Kehrseite dieses Kultur- und Reiseführers durch das Gastland Steiermark ist, dass es – sehr hart ausgedrückt – mehr einem Werbefeldzug gleicht denn einer Führung zu Genussadressen und -handwerk. Das beginnt mit dem Vorwort von Landeshauptmann Schützenhöfer und kulminiert in den marktschreierischen Aufforderungen, bspw. den „Blutwurz (Schnaps sic,) vom Reinischkogel auch flaschenweise mit nach Hause (zu) nehmen.“ Wenn auch das landeshauptmännische Vorwort – eh klar – pro genuss-steirisch ausfällt und er auf den steirischen Kulturpolitiker Hanns Koren zitierend verweist, der meinte, dass „Heimat, nicht Enge sondern Tiefe sei“, so können auch die gut geschriebenen Texte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es im gewissen Sinne auch eine Verkaufsreise ist. Das zeigt sich auch in der Auswahl der Bilder. Da sieht man überwiegend Menschen, die ihre Produkte offerieren, schön drapierte Waren von der Weinflasche bis zum Marmeladenglas. Wem das alles allerdings wiederum wurscht ist, der hat mit Genuss.Spur Steiermark kein Problem. Der oder die wird sich freuen über die vielen Anlaufadressen und kann im Vorfeld sich hineinkosten in das Steirer Land mit den vielen Rezepten, die teils von den Autorinnen und teils vom Haubenkoch Willi Haider eingebracht wurden.

Neben den beiden Autorinnen muss noch Lucija Novak erwähnt werden. Die Fotografin hat mit sehr vielen kleinformatigen Bildern das Hof-, Restaurant- und andere Steirer-Leben gut getroffen. Die Rezepte sind ins richtige Licht gesetzt und die gelegentlichen bilderbuchartigen Ausblicke auf Weinberge oder das steirische Hügelland, wirken versöhnlich.

Wer also die Steiermark kulinarisch kennen lernen will, der findet in Genuss.Spur Steiermark genügend Anlaufstellen. Um all die Adressen abzuklappern, benötigen Sie einen langen Atem, heißt viel Zeit. Wer vorab hinein schnuppern will, der sei auf die Rezepte verwiesen. Mir hat die Fledermaus mit Erdäpfel-Soufflé, zweierlei Spinat und Rhabarber einen wunderbaren Abend zu zweit beschert. Natürlich weilten wir mit unseren Gedanken im schönen Steirerland.