Heute reisen wir ins FRÜCHTELAND.
Könnten Früchte Geschichten erzählen, dann wären ganze Bibliotheken voll von Büchern über glückselige Menschen, die Heidelbeeren futtern, in einen Apfel beißen, sich einen Birnenlikör genehmigen oder Hagebuttentee trinken …
Also, heute geht es um runde, länglich glatte oder pelzige, in kräftigem Rot strahlende, manchmal sich auch zurückhaltende Früchtchen, die sich in einer Vielfalt präsentieren, die überrascht. Dabei sollten wir es wissen, begegnen wir ihnen doch fast tagtäglich beim Einkauf auf dem Markt, im Bauernladen oder in der Obstabteilung des Kreislers. Und zu einem liebgewordenen Ritual ist bei uns ein geviertelter, entkernter Apfel, den wir uns jeden Abend zu Gemüte führen und essen, frei nach dem Motto: An apple a day keeps the doctor away.
Aber für Doris Kern sind Früchte mehr als nur eine Zwischenmahlzeit oder ein Leckerli, was sie auch sein dürfen. Doris, die Informatikerin, hat sich, wenn sie nicht gerade mit ihrem Töchterchen Emma beschäftigt ist, sich ganz der Natur verschrieben. Kräuter und alte Hausmittel sind ihre Leidenschaft, wie auch Früchte aller Couleurs. Letzteren widmet sie sich in ihrem neuesten Buch. Freche Früchtchen ist im Verlag Anton Pustet erschienen.
Konkret geht es um Apfel, Birne, Brombeere, Erdbeere, Hagebutte … insgesamt 11 heimische Früchte plus den Zitrusfrüchten und einigen Exoten. Vielleicht werden wir es noch erleben, dass auch bei uns Zitrusfrüchte kommerziell angebaut werden; denn mit dem Klimawandel und der Erderwärmung verschieben sich südliche Pflanzenstandorte immer weiter in den Norden.
In der Einleitung erklärt die Autorin zunächst den Unterschied zwischen Obst und Früchten. Ersterer ist ein Sammelbegriff roh genießbarer Früchte, die aus einer Blüte hervorgegangen sind. Fehlt den Früchten die Süße, wie bspw. bei Zucchini oder Tomate u.a., dann werden sie als Fruchtgemüse bezeichnet. Das ist aber nicht so wichtig. Denn interessanter ist hier der kategorische Zugang, der Obst in vier Gruppen unterteilt: Kern-, Stein-, Beerenobst und Zitrusfrüchte. Einige der Früchtchen stellt Doris Kern ausführlich vor. Dabei werden ernährungstechnische wie auch gesundheitliche Aspekte berücksichtig. Neben der kulinarischen Verarbeitung lässt sich mit den Früchten noch sehr viel anderes produzieren, was einige Anwendungsbeispiele belegen. Bspw. Duschgel, Shampoo, Peelingmasken aus Erdbeeren, Teelichter und Honigbalsam aus Hagebutten, Lipgloss aus Heidelbeeren oder hinreißende Taschen mit Apfeldruck etc.. Ein Saisonkalender hilft den Klimabewussten, die Früchtchen zeitnah zur Ernte zu verarbeiten.
Jedem Früchten ist ein Kapitel gewidmet, die Bandbreite dabei von sehr umfangreich, wie beim Apfel, bis genügsam, mit eben nur drei Anwendungsbeispielen, so bei der Birne. Die Apfelvasen bedienen nicht gerade meine Vorstellung von Fruchtverwertung, dürften aber bei Dekorateur- und KindergärtnerInnen wie auch LehrerInnen und manchen bastelfreudigen Eltern bzw. Großeltern gut ankommen. Mit dem Apfeldruck auf neutralen Stofftaschen könnte ich wahrscheinlich bei meinen Enkeln punkten.
Ausprobiert habe ich das Birnenmus. Eine sch… Arbeit mit leicht überreifen Birnen, aber das Ergebnis hat allen geschmeckt. Zu gut, denn alles wurde aufgegessen, ohne Erbarmen.
Die Hagebutten liebe ich und war froh um diese verschiedenen Impulse der Verarbeitung, die Doris Kern dazu abgibt. Die kandierten Hagebutten wie auch den Hagebuttenhonig musste ich ausprobieren und wurde nicht enttäuscht.
Aus dem Marillenkapitel habe ich das Senfrezept abgewandelt und mit Äpfeln probiert, mit überraschend gutem Ergebnis.
Die Zitrusfrüchte hätten für meinen Geschmack etwas ausführlicher behandelt werden können. So beschränkt sich die Autorin bei diesen mehr auf kosmetische Rezepturen. Welches Potenzial in manchen Exoten steckt, zeigen die Rezepte für Bananenbrot, eine Pina-Colada-Marmelade aus Ananas und Kokosraspeln oder das Papaya-Rosen-Lassi.
Freche Früchtchen ist Koch- und Bastelbuch in einem. Für jene, die die Früchte nicht nur verkochen sondern auch anderweitig verarbeiten möchten, für die ist Freche Früchtchen ein nützliches Büchlein. 80 Anleitungen laden ein zum Riechen, Schmecken, Dekorieren und Kochen. Wer körperpflegende Produkte aus Obst selbst herstellen will, wer Ideen für Natur-Kosmetik sucht, wer mehr Früchte in seinen Ernährungsalltag integrieren will, wird hier fündig.