Eva Rossmann, Mira kocht

Ein Mira Valensky-Kochbuch

Folio Verlag, Wien - Bozen, 2007, 189 Seiten, 22.50 Euro.
ISBN 978-3-85256-358-9
Vorgekostet

Heute geht es um Kochen und Essen mit Mira.

Ach, Sie wissen nicht, wer Mira ist. Mira Valensky. Nie gehört? Lesen Sie keine Zeitung? Keinen Artikel der Lifestyle-Journalistin Mira Valensky? Gut, können Sie auch nicht. Sie schrieb früher unter einem Pseudonym. Eva Rossmann. Wie? Da stimmt was nicht. Ich höre Frau Rossmann immer wieder im Radio, in der Ö1-Sendung Café Sonntag – höchstpersönlich. Also muss es umgekehrt sein! Valensky steht für Rossmann.

„Ich sehe meine Mira als Person mit guten und weniger guten Eigenschaften, als Frau, der man vielleicht tatsächlich begegnen könnte. Wie sehr ich ihr gleiche“, beantwortet Eva Rossmann in unzähligen Interviews und im Mira Valensky-Kochbuch ‚Mira kocht‘, wie folgt: „Na ja. Mira hat sich von mir eine Menge biografischer Details ausgeborgt. Auch ich war Journalistin“  … Und so ist es, dass beide das Studium der Rechtswissenschaften abgeschlossen, eine Katze namens Gismo und die Leidenschaft zum Kochen haben. Mira ist das alter ego von Eva Rossmann, die in mittlerweile 17 Romanen im Zuge ihrer Artikelrecherchen auf ungelöste Kriminalfälle stieß und löste. Und Kochen ist sowohl für Mira als auch Eva ein zentraler Moment. Dabei denken sie über ihre Fälle nach, entspannen und verwöhnen sich. Begonnen hat es mit dem Roman ‚Ausgekocht‘. Dafür recherchierte Rossmann in Manfred Buchingers Gasthaus ‚Zur Alten Schule‘ und blieb. D. h., sie machte eine Kochlehre und schrieb Krimis. Kochen und Essen nehmen ab diesem Zeitpunkt einen gewichtigen Platz in ihren Romanen ein. Eva Rossmann ist auf den Geschmack gekommen und lässt uns LeserInnen teilnehmen an Miras Kochleidenschaft, die weder Aufwand noch Stunde kennt. „Köstlich, ein Wahnsinn, rief Jo. So habe ich um diese Uhrzeit noch nie gegessen.“ Weit nach Mitternacht ist es, als Mira im Roman ‚Ausgejodelt‘ frisch verliebt in den Fernsehmoderator Joe Platt, diesen mit einem schnellen Viergänge Menü einkocht. Da gibt es zum Auftakt Geräucherte Gänsebrust mit Mango, eine lauwarme Entenleber, dann Fasanenbrust mit Pappardelle und, „nur noch ein Gang, ganz leichte Küche“ flötet Mira, in die Küche verschwindend, Sommer-Überbackenes aus dem Veneto, nämlich Sfornato estivo á la Armando. Das Veneto ist Miras Sehnsuchtlandschaft und in Rossmanns Kochbuch ‚Mira kocht‘, das erste von sechs Kapiteln. Diese sind geographisch zugeordnet, eben Regionen und Städten wie das venezianische Hinterland, das Weinviertel, Wien, New York und die Karibik. Es sind Fluchtpunkte, Lebens- und Arbeitsorte und Orte der Lust, die in Miras Kosmos journalistischer und damit kriminalistischer Ermittlung verstrickt sind. Im Weinviertel-Krimi ‚Wein & Tod‘ stehen die Landschaft sowie ihre Menschen, liebevoll gezeichnet, im Brennpunkt kulinarischer und unschöner Vorfälle. Das darin vorkommende große Apfelbaum-Menü, das vielleicht berühmteste Menü aller Valensky-Krimis, ist eine sehr persönliche Liebeserklärung der Autorin an ihr Zuhause. Und es zeigt die Handschrift der Köchin Eva Rossmann, aus Tradition und Kreativität Neues entstehen zu lassen. Das Angebot von Trüffel-Grieß-Knöderl in klarer Steinpilzsuppe, das Blutwurstsoufflé, Pillichsdorfer Wachteln neben Rollotto und Frau Apfelbaums klassisches Topfenwandl lässt die Menschen in das Gasthaus im fiktiven Treberndorf strömen. Es „summt vor Gästen, es ist nicht laut, aber voll,“ fängt die Autorin die Stimmung ein, und weiter: „Auch Einheimische sind gekommen, … man spricht über Weine und das Essen. Melonen, die nicht durch Fenster fliegen, entwendete Mordwerkzeuge und durchgeschnittene Kühlleitungen sind heute kein Thema, oder jedenfalls nicht das zentrale.“

Auch in ‚Mira kocht‘ sind Diebstahl, Tatort, Tote und Verbrechen nur angedeutet, mehr marginale Begleiterscheinungen. Im Vordergrund stehen die Gerichte und Speiseabfolgen. Die rund 150 Rezepte, aus unzähligen Mira Valensky Krimis, sind ohne Ausschmückungen, klar und stringent formuliert. Die Zutatenliste ist überschaubar, die Umsetzung einfach meist ohne großen Aufwand. Dunkles Schokomousse servierte ich als krönenden Abschluss zum Geburtstag meiner Tochter. Davor gab es als Hauptgericht, ebenfalls aus ‚Mira kocht‘, Brazino, Wolfsbarsch in eigener Sauce auf Mangold. Beides mundete vorzüglich und brachte mir einige Bonuspunkte meiner Tochter ein. Ebenfalls ausprobieren musste ich, nachdem es schon Joe Platt in andere Sphären versetzte, das Sommer-Überbackene von Mira. Das Sfornato evisto à la Armando, dazu Prosecco, schmeckte so köstlich, dass ich Ihnen am Ende das Rezept dieser verführerischen Nachspeise verraten werde. Rossmanns Kochbuch ist auch eine Art Reisebuch in unterschiedlichste Kochwelten, die von deftig US-amerikanisch über exotisch, karibisch bis ins provinziell Österreichische reichen und ohne großen Aufwand und Vorgaben in die eigene Küche geholt werden können. Ein feines und amüsantes Kochbuch, mit kleinen Überraschungen.

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